Nach der erfolgreichen ersten Ballon-Kampagnie mit der Ballongondel HEXE, wurde 1980 ein 20-minütiger Film aus diversen am MPE verfügbaren Aufnahmen zusammengestellt, der die wesentlichen Ereignisse eines wissenschaftlichen, unbemannten Ballon-"Fluges" zeigt.

Alle Aufnahmen: W. Voges, MPE.

Ballon-Film (UT)

Film mit Untertiteln; die  unten stehende Beschreibung ist aber detaillierter.

 

Ballon-Film (ohne UT)

Film ohne Untertitel; bitte unten stehende Beschreibung benützen.

Bild
(Standbild aus dem Film)
Zeit im Film
(mm:ss)
Beschreibung
Alice Springs, Australien, 22. - 24. November 1978
AIT/MPE Röntgenballonexperiment

Startvorbereitungen
00:10 Beginn des Füllens des Ballons mit Helium. Dauer ca. 45 Minuten.
00:21 Der Ballon ist soweit gefüllt, dass er die Platte mit dem Überdruckventil tragen kann.
00:45 Die Ballongondel mit den Messinstrumenten ist am Startwagen befestigt. Zwischen Ballon und der Gondel befindet sich der Fallschirm für die weiche Landung der Gondel. Letzte Arbeiten am Ballastbehälter.
01:16 Nach Sonnenaufgang werden Testballone zur Bestimmung der Windrichtung gestartet.
Start
01:26 Der Ballon ist gefüllt. Nur ca. 15 Prozent werden mit Helium gefüllt, da sich das Gas in Flughöhe (ca. 30 - 40 km) stark ausdehnt und sonst den Ballon zerreissen würde.
01:30 Der Ballon wird freigegeben.
01:43 Das Startfahrzeug fährt mit der Gondel unter den Ballon um die Gondel freizugeben. Befindet sich die Gondel nicht genau unter dem Ballon, schwingt sie durch und kann am Boden aufschlagen!
01:50 Die Ballongondel wird freigegeben und vom Ballon in die Höhe getragen.
Landung und Bergung
02:23 Nach 55 Stunden Flugzeit werden die Vorbereitungen zur "weichen" Landung der Ballongondel getroffen. Ein kleines Flugzeug fliegt in die Nähe des Ballons um die Landung zu beobachten. Zuerst wird der Fallschirm vom Ballon getrennt. Genau im Moment des Aufsetzens der Gondel am Boden muß der Fallschirm von der Gondel getrennt werden. Dies geschieht, ebenso wie die Trennung vom Ballon, durch Funksignale vom Flugzeug aus.
03:30 Zur Bergung der Gondel musste diese am Landeplatz, der in unzugänglichem Gelände in einem trockenen Flußbett lag, zerlegt werden. Als Stützpunkt der Bergemannschaft diente eine nahegelegene Farm (mit Greifvogelzucht).
Palestine, Texas, USA, 19. Oktober 1977
MPE Comptonteleskop
Fehlstart
05:42 Optisch sehr beeindruckend, für die beteiligten Wissenschaftler und die Startmannschaft aber ein großer Schreck, war der Fehlstart des Comptonteleskops duch das Aufreißen der Ballonhülle beim Start. Glücklicherweise war die Ballongondel noch nicht vom Startfahrzeug freigegeben und wurde nicht beschädigt. Einige Tage später gelang der Start mit einem neuen Ballon problemlos.
Palestine, Texas, USA, 9. - 11. Mai 1980
MPE / AIT Hochenergie Röntgenexperiment (HEXE)
Ein-Norden der Ballongondel HEXE
06:50 Die fertig zusammengebaute Ballongondel wird zu einem magnetisch neutralen Ort im Gelände des Startplatzes der "National Scientific Balloon Facility" (NSBF) in Palestine, Texas, USA, gebracht, um dort die zur Ausrichtung der Gondel benötigten Magnetometer zu eichen. Dazu wird die Gondel frei aufgehängt und zuerst genau nach Norden ausgerichtet (sog. Ein-Norden). Dann werden die über Funk übertragenen Anzeigen der Magnetometer bei verschiedenen Ausrichtungswinkeln gemessen und somit geeicht. Damit kann die azimutale Orientierung der später frei drehbar unter dem Ballon aufgehängten Gondel im Flug festgestellt werden.

Startvorbereitungen
08:48 Die HEXE Ballongondel wird am Startfahrzeug ("Tiny Tim") befestigt. Sie war vorher in wochenlanger Arbeit in einer grossen Halle aus den aus Deutschland mittels Container angelieferten Teilen zusammengebaut worden. Nach vielen Tagen harter Arbeit für alle Beteiligten ein spannender Moment!
10:00 Um die Arbeiten der NSBF Startmannschaft besser zeigen zu können, wurden hier Aufnahmen eingeschoben, die bei einem früheren Start einer anderen Ballongondel (offenbar nicht im Frühling) gemacht worden waren. Sie zeigen das Auslegen der sehr dünnen Ballonhülle (in einer roten Schutzfolie), das Verbinden von Ballon und Fallschirm und den Beginn der Füllung des Ballons über zwei Schläuche bis zum Moment zu dem der Ballon soweit gefüllt ist, dass die schwere Ventilplatte vom Ballon getragen wird.
12:19 Ab hier nun wieder Aufnahmen der Ballon-HEXE.
Dem Fahrzeug, das den Ballon bis zur abgeschlossenen Füllung am Boden hält und das dabei immer mehr des Ballons freigibt, fällt auch die Aufgabe zu, beim Start den Ballon vollständig freizugeben. Dazu klappt die grosse, vorne montierte Rolle seitlich weg.
Gut zu sehen ist auch die wichtige Arbeit beim Anbringen der Sprengladungen, die den Ballon zur Landung vom Fallschirm trennen und dabei so aufreissen sollen, dass auch er nahe der Landestelle zur Erde fällt. Auch zwischen Fallschirm und Gondel befinden sich Sprengsätze, die Fallschirm und Gondel nach der Landung trennen (sollen! s.u.).
Start
13:55 Alles ist bereit --- und Start!
"Tiny Tim" nimmt Fahrt auf um unter dem Ballon zu kommen und fährt fast etwas zu weit. Bei der starken Bremsung schlägt die Gondel gegen den gepolsterten Vorbau. Dann ist sie frei.
Verfolgung des Ballons während des Fluges
15:03 Während des 46-stündigen Fluges des Ballons werden die Messwerte der Detektoren, die Ausrichtung der Gondel sowie Temperaturen, Stromspannungen, etc. per Funk zur Basis übertragen. Die Antennen der Bodenstation am NSBF werden dazu ständig dem Ballon nachgeführt.
Landung
15:50 Gegen Ende des 46-stündigen Fluges des Ballons macht sich die "Lande"-Mannschaft mit dem Flugzeug bereit um die Landung vom Flugzeug aus in möglichst unbewohntem Gebiet per Funk einzuleiten.
Es herrscht starker Wind, der durch eine Verkettung unglücklicher Umstände dazu führt, dass die Gondel beim Aufsetzen nicht vom Fallschirm getrennt wird und danach vom Fallschirm über mehrere Kilometer durch texanisches Weideland geschleift wird. Strommasten und Zäune bilden kein Hindernis.

Bergung
16:55 Die Ballonhülle wird rasch gefunden und "entsorgt". (Leider ist der Originalfilm auch stark überbelichtet.) Eine durch die zerrissenen Stromleitungen lahmgelegte Ölpumpe markiert die Nähe des Landeplatzes der Gondel von dem aus eine Schleifspur zur Gondel führt. Die Aufschlagsdämpfer aus Wellpappe und die aus Styropor bestehende Wärmeisolierung der Detektoren wurden beim ungeplanten "Ritt durch die Wüste" stark mitgenommen und die Kollimatoren der Detektoren waren an Ende der Reise mit Sand gefüllt.
Zur Ausrüstung der Bergungsmanschaft in Texas gehörte auch ein kleiner Kranwagen, der im einsamen Gelände sehr hilfreich war und die Ballongondel als Ganzes aufladen konnte. Vorbei an der Schleifspur und den geknickten Masten geht es wieder zurück in die (texanische) Zivilisation.


letzte Änderung 2013-07-25 durch H. Steinle

Zur Redakteursansicht