Das Firmament im Film

Astronomen der Max-Planck-Gesellschaft an weltweitem Konsortium zur Kartierung des Universums beteiligt

11. Oktober 2006

Forscher der Max-Planck-Institute für Astronomie in Heidelberg und für extraterrestrische Physik in Garching haben mit Kollegen aus den USA und Großbritannien ein Konsortium zur Nutzung eines hocheffizienten neuen Teleskops auf dem Berg Haleakala auf der Insel Maui (Hawaii) gebildet. Dieses Teleskop wird große Teile des Firmaments wiederholt in mehreren Farben und mit hoher Empfindlichkeit kartieren - dabei wird der erste digitale "Film" entstehen, der zeitliche Veränderungen am Himmel festhält.

Das PanSTARRS1-Konsortium wird Daten des 1,8-Meter-Teleskops PS1 der Universität Hawaii verwenden, in denen Milliarden neuer Sterne, Planeten, Galaxien und Objekte unseres Sonnensystems zu entdecken sind - darunter die unsere Erde gefährdenden "Killerasteroiden". Aus diesen Daten soll die bisher umfassendste dreidimensionale Karte des Universums entstehen.

Zu dem Konsortium, das diese Daten sammeln und interpretieren wird, gehören die Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland, die University of Hawaii, das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und die Johns Hopkins University in den USA sowie eine Gruppe von Universitäten in Großbritannien. Gemeinsam wird das Konsortium die notwendigen Messinstrumente, die Software für das Teleskop und die Datenauswertung sowie die Betriebskosten für die Durchmusterung innerhalb von dreieinhalb Jahren bereitstellen.

Das Teleskop besitzt einen Hauptspiegel mit 180 Zentimeter Durchmesser. Seit Juni in Betrieb, durchläuft es gegenwärtig die notwendigen technischen Tests und wird im nächsten Jahr einsatzbereit sein. Es wird bald mit der weltweit größten Digitalkamera ausgestattet, die Wissenschaftler unter der Leitung von John Tonry an der Universität Hawaii bauen. Diese Kamera wird 1,4 Milliarden Pixel haben - etwa 300-mal so viel wie eine normale Digitalkamera; ihr Bildfeld umfasst am Himmel eine Fläche von sieben Quadratgrad. Dieses enorme Bildfeld, die hohe Empfindlichkeit der Detektoren und die überragende optische Qualität des Systems werden eine wiederholte, schnelle Abbildung des gesamten von Hawaii aus sichtbaren Firmaments ermöglichen.

Die Forscher erwarten von dem Gerät einen "astronomisch" hohen Datenstrom von mehreren Terabytes pro Nacht, sodass sie neue Verfahren zur Verwaltung, Auswertung und Archivierung entwickelen müssen. Die Bilder - zu einer Karte und zu einem die zeitabhängigen Abläufe am Himmel erfassenden "Film" zusammengesetzt - sollen ein wertvolles Archiv bilden, das nach Abschluss des Projekts allen Forschern weltweit zur Verfügung stehen wird. Auf der Grundlage dieser Daten werden Wissenschaftler der beiden Max-Planck-Institute eine Reihe von Schlüsselprojekten leiten.

So will sich das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg der Suche nach extrasolaren Planeten widmen. Die PS1-Durchmusterung wird voraussichtlich zur Entdeckung etwa hundert jener jupiterähnlicher Planeten führen, die vor ihrem Zentralstern durchziehen und dabei dessen Helligkeit für kurze Zeit herabsetzen. Außerdem wird das Heidelberger Institut die Arbeiten an einer neuartigen, dreidimensionalen Karte unseres Milchstraßensystems und seiner Umgebung leiten.

Das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching wird ein Projekt zur Erforschung der dunklen Energie führen, das auf der Entwicklung der großräumigen Verteilung massereicher Galaxien beruht. Die dunkle Energie beschleunigt die Expansion des Universums, und ihr Ursprung zählt zu den grundlegenden Fragen der modernen Physik.

Die beim gesamten PanSTARRS-Projekt entstehende Datensammlung wird gewiss auch eine wertvolle Grundlage für Nachbeobachtungen an den Großteleskopen bilden, etwa am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte oder am Large Binocular Telescope in Arizona.

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