Der Sternenhimmel im Juli 2002

Im Monat Juli wird es erst gegen 23 Uhr richtig dunkel und schon vor 4 Uhr beginnt die Morgendämmerung. Doch die kurzen Nächte sind häufig warm und bieten eine schöne Gelegenheit, einen kleinen Spaziergang am Himmel zu unternehmen - am besten etwas außerhalb der großen Städte, wo das Licht der Straßenlaternen und Leuchtreklamen nicht stört. Aber auch die Helligkeit des Mondes lässt die Sterne verblassen, so dass sich am besten die mondlosen Abende in der ersten Juli-Hälfte eignen.

Noch bevor die Abend-Dämmerung zu Ende geht, strahlt bereits unser Nachbar-Planet Venus am nordwestlichen Himmel. Als mit Abstand hellstes Gestirn dominiert sie den Abendhimmel, geht aber schon merklich früher unter als im Vormonat. Derzeit bewegt sie sich durch das Sternbild Löwe und passiert am 10. Juli dessen Hauptstern Regulus im Abstand von zwei Vollmond-Durchmessern. Die übrigen Planeten des Sonnensystems, bis auf den lichtschwachen Pluto, der nur in großen Fernrohren als Pünktchen sichtbar wird, sind zu dieser Zeit noch nicht aufgegangen oder stehen der Sonne am Himmel so nahe, dass sie nicht zu beobachten sind.>

Hoch im Südwesten steht abends der etwas rötliche Stern Arctur im Bärenhüter. Noch etwas höher, fast im Zenit, steht das Sternbild des Hercules. In ihm befindet sich der größte von der Nordhalbkugel aus sichtbare Kugel-Sternhaufen (M13), eine dichte Ansammlung von tausenden von Sternen, die bereits in einem kleinen Feldstecher als diffuses, kugeliges Fleckchen zu sehen ist. stlich des Hercules fällt das Sommerdreieck auf, eine Konstellation aus drei hellen Sternen: Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler. Quer durch das Sommerdreieck, vom Schwan bis zum Adler und noch weiter bis zum knapp über dem Horizont stehenden Schützen, erstreckt sich das Band der Milchstraße. Fast könnte man es für eine verirrte Schleierwolke halten, ein Feldstecher jedoch löst es in Myriaden einzelner Sternen auf, enthüllt die vielen Sternhaufen und die Gasnebel, die Geburtsstätten neuer Sterne. Besonders im Bereich des Sternbilds Schütze und etwas nördlich davon konzentrieren sich diese interstellaren Gaswolken. Man mag sich bei derem Anblick vorstellen, dass auch die Sonne und ihre Planeten vor etwa fünf Milliarden Jahren aus einer solchen Gaswolke entstanden sind. Es ist kein Zufall, dass das Band der Milchstraße in der Umgebung des Schützen so hell und so reich an Gasnebeln und Sternhaufen ist, denn in dieser Richtung liegt das Zentrum unserer etwa hundert Milliarden Sterne zählenden Weltinsel, die wir Milchstraße oder Galaxis nennen. Wir sehen dieses Zentrum aus großer Entfernung, denn die Sonne - und mit ihr die Erde - befindet sich im Randbereich der Galaxis.

Unweit des Schützen findet sich der Skorpion, welcher zu den schönsten Sternbildern zählt; leider ist er in unseren Breiten nie vollständig zu sehen. Nur seine Scheren und der Kopf mit dem rötlich leuchtenden Hauptstern Antares klettern über die Horizontlinie, sein Schwanz hingegen bleibt verborgen. In südlicheren Gefilden, z.B. im Mittelmeerraum, kann man dieses Sternbild hingegen in voller Schönheit über dem Südhorizont betrachten.

Wer die Nacht voll auskostet, kann ab etwa Mitternacht schon die ersten Herbst-Sternbilder beobachten: Zuerst erscheint im Osten das Sternen-Quadrat des Pegasus; im Nordosten schließen sich daran die Sternenkette der Andromeda und der Perseus an. Dieses Trio sowie das Sommerdreieck prägen den Himmel in der zweiten Nachthälfte.

Peter Friedrich