Nachruf auf Klaus Pinkau

Ehemaliger MPE-Direktor Professor Klaus Pinkau verstarb mitte Oktober im Alter von 90 Jahren in einer Münchner Klinik.

20. Oktober 2021

Nach einem Studium der Mathematik an der Universität Tübingen 1951-53 wechselte Klaus Pinkau an die Universität Hamburg, um dort Physik zu studieren, wo er seine Diplomarbeit, die er in der Gruppe von Professor Erich Bagge anfertigte, 1956 abschloss. Bereits 1955 ging er auf Betreiben von Erich Bagge an die Universität Bristol, um in der Gruppe von Cecil Powell (Nobelpreis Physik 1950) die Kernspur-Emulsionstechnik zu erlernen, die damals für Untersuchungen an der Kosmischen Strahlung und die beginnende Gammastrahlen-Astronomie von großer Bedeutung war.

Sehr bekannt wurde Klaus Pinkau 1957 in Fachkreisen durch eine Methode, mit der man die Energie eines Gamma-Schauers anhand der Zahl der Elektronen und Positronen im Kernbereich des Schauers bestimmen konnte. Er promovierte 1958 in Bristol und kehrte 1960 zurück in die Gruppe von Erich Bagge, der inzwischen Direktor des neugegründeten Instituts für Reine und Angewandte Kernphysik an der Universität Kiel geworden war. Dort begann er ein Forschungsprogramm auf den Gebieten der Kosmischen Strahlung und der Gamma-Astronomie, wobei er selbstgebaute Ballone einsetzte, die von Norddeutschland aus gestartet wurden. Weil wegen der vorherrschenden Westwinde die Ballone mit ihren Messapparaturen hinter dem Eisernen Vorhang verschwanden und damit verlorengingen, wurden für die Ballonstarts später die Dienste von NCAR in Texas in Anspruch genommen.

1964-65 war Klaus Pinkau Gastprofessor an der Louisiana State University und folgte 1965 einer Einladung des MPE-Gründungsdirektors Reimar Lüst, die Leitung der Gamma-Astronomie-Gruppe in Garching zu übernehmen. 1966 folgte die Ernennung zum wissenschaftlichen Mitglied, 1969 zum Direktor am Institut und 1972 zum geschäftsführenden Direktor, als Reimar Lüst MPG-Präsident wurde.

Am MPE entwickelte Klaus Pinkau mit seiner Gruppe zunächst die Ballon-Astronomie weiter und stieß mit der Verfügbarkeit der ersten Satelliten auch in den Weltraum vor. Besonders erfolgreich wurde die Beteiligung des Instituts an dem Gamma-Astronomie Satelliten COS-B der ESA (Start 1975) sowie den unter Pinkau‘s Leitung begonnenen beiden Beiträgen zum Compton Gamma Ray Observatory der NASA (Start 1991) - dem Compton-Teleskop der Gruppe von Volker Schönfelder und dem EGRET-Experiment, an dem die Gruppe um Gottfried Kanbach und Hans Mayer-Hasselwander mitwirkte.

1981 verließ Klaus Pinkau das MPE, um einem Ruf der MPG folgend Direktor des benachbarten Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik zu werden, wo er sich besondere Verdienste um die Fusionsforschung erwarb. Seine Motivation für diesen dramatischen Wechsel beschrieb er damals mit den Worten, dass es für ihn wichtiger wäre, Forschung möglich zu machen als selbst Forschung zu treiben.

Bis in die jüngste Zeit hat dieser große Wissenschaftler und Organisator persönliche Kontakte mit zahlreichen MPE-Mitgliedern bewahrt und an unseren Festen und Weihnachtsfeiern teilgenommen. Wir werden ihn vermissen und seiner in Dankbarkeit gedenken. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Ursel und den drei Söhnen mit ihren Familien.

Ralf Bender, Paola Caselli, Reinhard Genzel, Gerhard Haerendel, Kirpal Nandra, Joachim Trümper

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