Der Sternenhimmel im April 2001

Mit der Umstellung auf die Sommerzeit im letzten Monat begannen schwere Zeiten für die Himmelsbeobachter. Geht die Sonne Anfang April noch vor 20 Uhr Sommerzeit unter, so verschwindet sie Ende des Monats erst um 20.30 Uhr unter dem Horizont. Jeweils gut eine Stunde später ist es dunkel genug um die Sternbilder erkennen zu können. Die Zeit bis dahin kann man sich mit der Beobachtung der Planeten Jupiter und Saturn verkürzen, die beide schon recht tief im Westen stehen. Noch vor Mitternacht werden sie unter den Horizont sinken. Am 25. und 26. April wird die schmale Mondsichel in der Nähe von Saturn bzw. Jupiter vorbeiziehen - eine der letzten Gelegenheiten, Saturn knapp über der Westhorizont zu sichten, bevor er sich für die nächsten zwei Monate von der Himmelsbühne verabschiedet.

Im April steht das wohl bekannteste Sternbild, der Große Wagen, abends im Zenit. Es eignet sich hervorragend als Orientierungshilfe. Verlängert man die Verbindungslinie der beiden hinteren Kastensterne nach Süden gelangt man auf halbem Weg Richtung Horizont zum Sternbild Löwe, dem Frühlingssternbild schlechthin. Regulus, der hellste Stern im Löwen, bildet zusammen mit Arctur im Bärenhüter und Spica in der Jungfrau ein etwa gleichschenkliges Dreieck, das manchmal als Frühlingsdreieck bezeichnet wird. Mit Hilfe des großen Wagens lassen sich Arctur und Spica ganz leicht finden: Man braucht nur dem Schwung der Wagendeichsel zu folgen und gelangt zunächst zum orange-farbenen Arctur und dann zur bläulich-weißen Spica. Innerhalb des Frühlingsdreiecks kann man mit einem Teleskop hunderte von Galaxien, also Sternsysteme wie unsere eigene Milchstraße, beobachten. Astronomen nennen eine solche Ansammlungen von Galaxien einen Galaxien-Haufen. Die hellsten Galaxien dieses sog. Coma-Virgo-Haufens können schon in einem kleineren Fernrohr entdeckt werden, in einigen Fällen stehen sogar gleich mehrere auf einmal im Blickfeld. Auf den ersten Blick mögen sie wenig spektakulär erscheinen, man erkennt kleine blass leuchtende Ovale, aber sie sind unvorstellbar weit weg. Ihr Licht war bereits seit Millionen von Jahren unterwegs, wenn es in das Auge des Beobachters fällt - und dabei zählt dieser Galaxienhaufen noch zu den näher gelegenen im Weltall.

Im Löwen gibt es weitere Galaxien, die bereits mit kleineren Teleskopen beobachtet werden können. Besonders schön anzusehen sind die nahe beieinander stehenden Galaxien M65 und M66 in etwa 30 Millionen Lichtjahren Entfernung. Die Zentralbereiche dieser Galaxien sind als zwei unscharfe Flecken zu erkennen. Erst größere Fernrohre zeigen auch die Scheiben mit den Spiralarmen, die die Galaxienzentren umgeben. Nicht weit entfernt stehen zwei weitere Galaxien, M96 und M105 sowie eine dritte schwächere Galaxie, M95, die nur in größeren Instrumenten sichtbar wird.

In der Jungfrau befindet sich auch der einzige, mit kleineren Fernrohren sichtbare Quasar mit der Katalog-Nummer 3C273. Quasare sind ebenfalls Galaxien, in deren Zentren allerdings ungeheure Energiemengen erzeugt werden: Sie können bis zu tausend-mal mehr Energie abstrahlen als eine normale Galaxie. Sie werden deshalb auch als Aktive Galaxien bezeichnet und sind bis in Entfernungen von vielen Milliarden von Lichtjahren zu sehen. 3C273 ist zum Beispiel etwa drei Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt.

Nach diesem Ausflug in die Tiefen des Weltalls kann man in der zweiten Nachthälfte wieder in heimischere Gefilde zurückkehren: Anfang des Monats geht Mars, der nächste, äußere Nachbarplanet der Erde, zwei Stunden nach Mitternacht auf. Bis zum Ende des Monats verfrüht sich sein Aufgang um eine Stunde. Mit Beginn der Morgendämmerung tritt zudem die helle Venus am Osthorizont in Erscheinung.

Susanne Friedrich