Der Sternenhimmel im April 2002

Mit der Umstellung auf die Sommerzeit am 31. März müssen Himmelsbeobachter abends wieder länger warten, bis die ersten Sterne zu sehen sind. Geht die Sonne Anfang April noch vor 20 Uhr Sommerzeit unter, so verschwindet sie Ende des Monats erst um 20.30 Uhr unter dem Horizont. Jeweils gut eine Stunde später ist es dunkel genug um die Sternbilder erkennen zu können. Die Zeit bis dahin kann man sich mit der Beobachtung der Planeten Venus, Jupiter und Saturn vertreiben. Ebenfalls kann man versuchen, den Kometen Ikeya Zhang tief am Westhorizont aufzuspüren. Bei guter Horizontsicht ist er mit einem Feldstecher leicht zu finden. Ebenfalls gut zu erkennen, ist sein Schweif, der etwa eine Länge von vier Vollmond-Durchmessern hat. In der Sternkarte sind die mit Datum gekennzeichneten Positionen des Kometen im April bezüglich der der Sternbilder eingezeichnet.

Venus ist bereits kurz nach Sonnenuntergang im Westen zu sehen, und mit fortschreitender Dunkelheit wird etwas höher auch der Gasriese Jupiter sichtbar. Im Fernrohr sind die Monde des Jupiter und seine Wolkenbänder gut zu erkennen. Auf der Verbindungslinie zwischen Venus und Jupiter, in der Nähe des Sternhaufens der Hyaden und dem rötlichen Stern Aldebaran, befindet sich Saturn. Sein Ringsystem erscheint von der Erde aus fast unter maximalem Öffnungswinkel und bietet in einem Fernrohr einen prächtigen Anblick. In den Abendstunden des 16. April wird der Ringplanet vom Mond verdeckt. In Nürnberg beginnt das Schauspiel, das sich über dem Westhorizont abspielt, um 22.58 Uhr, wenn sich die unbeleuchtete Seite der Mondscheibe über den Planeten schiebt. Um 23.30 Uhr taucht Saturn dann wieder auf der anderen, beleuchteten Seite des Mondes auf.

Gegen Ende des Monats gesellt sich auch Merkur tief im Westen zu den anderen Planeten. Damit sind zusammen mit Mars, der sich zwischen Venus und Saturn befindet, insgesamt fünf Planeten am westlichen Abendhimmel versammelt.

In diesem Monat steht abends das wohl bekannteste Sternbild, der Große Wagen, im Zenit. Verlängert man die Verbindungslinie der beiden hinteren Kastensterne nach Süden, gelangt man auf halbem Weg Richtung Horizont zum Sternbild Löwe. Regulus, der Kleine König, bildet die Vorderpranken und Denebola den Schwanz des Löwen. Der Sage nach wurde der Löwe - er stammt von der Mondgöttin Selene ab und besaß deshalb ein unverwundbares Fell - von Herkules mit bloßen Händen erwürgt. Es war die erste der zwölf Heldentaten des Herkules.

Frühlingszeit ist Galaxienzeit am Sternenhimmel. Zu keiner anderen Jahreszeit können so viele Galaxien mit einem Fernrohr beobachtet werden. Im Löwen gibt es mehrere Galaxien, die bereits mit kleineren Teleskopen beobachtet werden können. Besonders schön anzusehen sind die nahe beieinander stehenden Galaxien M65 und M66. In einem kleinen Fernrohr sieht man zwei verwaschene bläuliche Fleckchen, die Kerne der Galaxien. Erst größere Fernrohre zeigen auch die Scheibe, die den Kern umgibt. Nicht weit entfernt stehen zwei weitere Galaxien, M96 und M105 sowie eine dritte schwächere, die nur in größeren Geräten sichtbar wird. Östlich des Löwen im Sternbild Jungfrau, deren hellen Hauptstern Spica man erreicht, wenn man den Bogen der Deichsel des Großen Wagens nach Süden verlängert, befindet sich ein "Nest" von Galaxien. Einige hundert dieser Welteninseln können hier auf engstem Raum am Himmel beobachtet werden. Auf den ersten Blick mögen sie unscheinbar sein, kleine blass leuchtende Ovale, aber sie sind unvorstellbar weit weg. Ihr Licht ist bereits Millionen von Jahren unterwegs, bis es in das Auge des Beobachters trifft - und dabei zählen diese Galaxien noch zu den näher gelegenen im Weltall.

Peter Friedrich