Der Sternenhimmel im Dezember 2002

Die früh einsetzende Dunkelheit - gegen 16.30 Uhr geht die Sonne unter - beschert Sternguckern eine lange Beobachtungsnacht: Schon vor 18 Uhr kann man mit der Beobachtung beginnen. Zunächst fallen die Sterne des Sommerdreiecks Wega, Deneb und Atair auf, die sich hartnäckig halbhoch im Westen halten. Im Laufe des Abends müssen sie aber den Herbststernbildern weichen, die ihrerseits von den im Osten aufgehenden Wintersternbildern in die westliche Himmelssphäre verdrängt werden.

Pegasus, auch Herbstquadrat genannt, ist abends hoch im Zenit nicht zu verfehlen. Von Pegasus in Richtung Osten erstreckt sich die Sternenkette der Andromeda. In diesem Sternbild liegt die Andromeda-Galaxie, eingetragen als 31stes Objekt im Katalog des französischen Astronomen Charles Messier (abgekürzt: M31). Am besten lässt sie sich unter einem dunklen Himmel mit einem Feldstecher betrachten; mit etwas bung kann man auch die Spiralarme der Galaxie wahrnehmen. Unter dem aufgehellten Himmel der Stadt lässt sich immerhin noch ihr heller Kernbereich ausmachen. Was man da als mehr oder weniger strukturiertes nebliges Fleckchen erblickt, ist allerdings nicht vergleichbar mit den lang belichteten Fotos von Groß-Teleskopen, die Galaxien in Farbe und vielen Details zeigen. Dennoch beeindruckt die Tatsache, dass unser Auge das Licht einer Weltinsel in mehr als zwei Millionen Lichtjahren Entfernung erfassen kann und man kann gleichzeitig einen Eindruck von der Ausdehnung des Universums gewinnen, wenn man weiß, dass M31 zu unseren allernächsten Nachbar-Galaxien zählt.

Östlich der Andromeda stößt man auf Perseus, dessen Sternenkette im Süden auf den Sternhaufen der Plejaden zeigt. Obwohl man bereits mit guten Augen einzelne Sterne in diesem Haufen erkennt, bietet sich der schönste Anblick in einem Feldstecher oder kleinen Fernrohr. Ebenfalls leicht auszumachen, sind die V-förmig angeordneten Sterne des Sternhaufens der Hyaden, nicht weit von den Plejaden entfernt. Als Wegweiser dient der rötliche Stern Aldebaran, der allerdings nur scheinbar zum Haufen gehört, da er zwar zufällig in der selben Richtung wie die Hyaden steht, aber weniger als halb so weit weg ist. Sowohl die Plejaden als auch die Hyaden gehören zum Sternbild Stier, das man zu den Wintersternbildern zählt.

Ebenfalls zur frühabendlichen Stunde ist bereits das Sternenfünfeck des Fuhrmanns, mit der hellen Capella über den Horizont geklettert. Die Zwillinge mit Castor und Pollux gehen gerade auf. Gegen 22 Uhr werden auch die anderen markanten Wintersternbilder wie der Orion und der Große und Kleine Hund die Himmelsbühne betreten haben. Das auffällige Sternenrechteck des Orion, das in der Mitte durch drei Sterne, die den Gürtel des Himmelsjägers bilden, geteilt wird, kann auch von ungeübten Sternbeobachtern leicht gefunden werden. Unterhalb der Gürtelsterne erkennt man drei weitere, schwächere Sterne, die das Schwertgehänge des Jägers markieren. In der Mitte des Schwertgehänges entdeckt man mit Hilfe eines Feldstechers oder kleinen Fernrohrs einen diffusen Fleck, den Großen Orionnebel, eine riesige Wolke aus leuchtendem Wasserstoff.

Die hellsten Sterne des Winterhimmels bilden in Analogie zum Sommerdreieck das Wintersechseck, in dessen Mitte in diesen Jahr der Ringplanet Saturn leuchtet. Saturn gehört wie Jupiter, der erst am späteren Abend im Osten zu sehen sein wird, zu den Gasplaneten. Anders als Jupiter, dessen Wolkenstrukturen schon mit einem kleinen Fernrohr beobachtet werden können, ist die Atmosphäre von Saturn jedoch fast ständig von einer Dunstschicht verschleiert, so dass nur selten Einzelheiten zu entdecken sind. Dafür entschädigt Saturn Besitzer eines kleinen Teleskops mit dem prächtigen Anblick seines Rings, der zur Zeit von der Erde aus betrachtet seinen maximalen ffnungswinkel erreicht hat. Dieser Ring gliedert sich in tausende Einzelringe, die wiederum aus Abermillionen von Gesteinsbrocken und Staubteilchen zusammengesetzt sind. Im Gleichgewicht von Schwerkraft und Fliehkraft umrunden sie als winzige Möndchen den Saturn. Auch in kleineren Fernrohren kann man im Saturnring die nach ihrem Entdecker benannte Cassini-Teilung erkennen. Diese Lücke im Ring wird von weniger Staub und Gestein bevölkert und ist als feine dunkle Linie zu sehen.

Das Ende der Nacht wird gegen 4.30 Uhr durch den Aufgang der hellen Venus und des rötlichen Mars angekündigt. Allerdings dauert es noch etwa zwei Stunden bis im Osten die einsetzende Morgendämmerung die lange Winternacht beendet.

Peter Friedrich