Der Sternenhimmel im Januar 2002

Nach der Wintersonnenwende, die im Vormonat erfolgte, werden die Nächte wieder kürzer. Dies geschieht im Januar noch fast unmerklich, denn auch am Monatsende dauert die nächtliche Dunkelheit immer noch rund 12 1/2 Stunden. Während der gesamten Nacht steht der Planet Jupiter als auffallend helles Gestirn am Himmel. Da er sich zur Zeit in der entgegengesetzten Richtung zur Sonne befindet, geht er mit Sonnenuntergang im Osten auf, steigt um Mitternacht im Süden hoch hinauf und geht schließlich morgens im Westen unter. Der 630 Millionen Kilometer entfernte Riesenplanet mit 11-fachem Erddurchmesser zeigt im Teleskop einige markante Formationen: Dunkle und helle Wolkenbänder verlaufen parallel zum Äuator des Planeten; sie sind bereits mit kleinen Amateur-Fernrohren zu beobachten - dabei sollte Jupiter allerdings schon hoch am Himmel stehen, da sonst das horizontnahe Flimmern oft nur eine unscharfe Abbildung ergibt.

Jupiter befindet sich in einer Himmelsregion, die ohnehin reich an hellen Sternen ist, wenngleich keiner von ihnen Jupiters Leuchten erreicht. Diese Sterne gehOuml;ren zu den Wintersternbildern, die sich um den Himmelsjäger Orion gruppieren. Dieser erreicht jetzt abends gegen 22 Uhr seine höchste Stellung über dem Horizont im Süden. Die drei in einer Reihe liegenden Gürtelsterne des Orion weisen nach links unten auf den hellen Sirius im Sternbild Großer Hund, welches in unseren Breiten allerdings nur knapp über den Horizont aufsteigt. Oberhalb bzw. östlich des Orion finden sich der Stier mit dem rötlichen Aldebaran, in dessen Nähe sich zur Zeit der Planet Saturn aufhält, weiterhin das Sternen-Fünfeck des Fuhrmann mit der gelblichen Capella, die Zwillinge mit Castor und Pollux sowie Jupiter als Gast und schließlich Procyon im unscheinbaren Sternbild Kleiner Hund. Auch wenn all diese Sterne am Himmel nicht die Helligkeit von Jupiter erreichen, so strahlen sie doch unvergleichlich mehr Licht ab als jener - sie sind nur erheblich weiter entfernt als unsere Planeten-Geschwister im Sonnensystem. Zwar benötigt auch das Licht von Jupiter mehr als eine halbe Stunde um zur Erde zu gelangen, das Licht der Sterne jedoch ist Jahre, Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte unterwegs. Daß wir die Sterne mit den Augen überhaupt als Lichtpünktchen wahrnehmen, liegt an ihrer enormen Leuchtkraft, die zum Teil die der Sonne um ein Vielfaches übertrifft. Sehr leuchtkräftige Sterne gehen so „verschwenderisch“ mit ihren Energiereserven um, daß sie ihr Leben nicht wie die Sonne innerhalb vieler Milliarden Jahre sondern bereits in hundert Millionen Jahren durchlaufen und mit einer großen Explosion enden, die von Zeit zu Zeit von den Astronomen als Supernova beobachtet wird. Im Sternbild Stier kann man mit dem Teleskop die Explosionswolke einer solchen Supernova beobachten, die im Jahr 1054 aufgeleuchtet ist und sich seither in den Raum ausbreitet; das Gebilde trägt auf Sternkarten den Namen Krebsnebel oder M1. Es gibt auch andere interstellare Wolken, in denen die Geburt von Sternen stattfindet. Die prominenteste ist der Orion-Nebel, der sich im sog. Schwertgehänge des Orion unterhalb seiner Gürtelsterne befindet. Infrarot-Bilder mit dem Hubble-Weltraumteleskop und Großteleskopen auf der Erde zeigen, daß sich hier nicht nur junge Sterne sondern auch Vorläufer von Planetensystemen gebildet haben.

Am frühen Abend ist im Westen immer noch unser Nachbarplanet Mars zu sehen, auf Grund der zunehmenden Entfernung zur Erde nimmt seine Helligkeit allmählich ab. Für einige Tage ist gegen 17.30 Uhr im Südwesten der sonnennahe Planet Merkur sichtbar, am besten sind die Beobachtungsbedingungen zwischen dem 7. und 15. Januar. Vor Mitternacht sind außerdem in der westlichen Himmelshälfte mit Pegasus, Andromeda und Perseus noch die auffälligsten Herbststernbilder versammelt, deren Untergang sich jedoch täglich verfrüht. Dagegen kann man schon ab etwa 22 Uhr im Osten einen Vorboten des Frühlings erspähen: das Sternbild des Löwen.

Peter Friedrich