Der Sternenhimmel im März 2002

Bereits kurz nach Sonnenuntergang muss man knapp über dem Westhorizont nach unserem Nachbarplanet, der Venus, Ausschau halten. Denn schon eine Stunde, nachdem die Sonne untergegangen ist, verschwindet auch die Venus unter dem Horizont. In den kommenden Monaten wird sie jedoch immer besser sichtbar werden und den abendlichen Sternenhimmel im Westen dominieren. Zur Zeit zieht noch, sobald es dunkel genug geworden ist, Jupiter die Blicke auf sich. Der größte Planet im Sonnensystem steht bei Anbruch der Dunkelheit hoch im Süden und wird von den hellsten Sternen des Winterhimmels umringt. Allerdings reicht nur der tief in Süden stehende Sirius im Sternbild Großer Hund in etwa an die Helligkeit von Jupiter heran. Nicht weit von Jupiter entfernt, etwas nördlich der “V“-förmig angeordneten Sterne des Sternhaufens der Hyaden, leuchtet Saturn, der nach Jupiter der zweitgrößte Planet im Sonnensystem ist. Sowohl Jupiter also auch Saturn gehören zu den Gasplaneten, d.h. sie besitzen keine feste Oberfläche wie die Erde, sondern bestehen hauptsächlich aus Wasserstoff-Gas, das zum Zentrum des Planeten immer dichter wird. Die Fülle an Details, die man bereits in kleinen Fernrohren auf dem Jupiterscheibchen sieht, stellen deshalb keine Geländeformationen dar, sondern es handelt sich um Wolken in den äußeren Gasschichten. In der Atmosphäre des Saturns lassen sich vergleichsweise wenig Strukturen erkennen. Er besticht allerdings durch sein im Sonnensystem einmaliges Ringsystem, das ebenfalls in einem kleinen Fernrohr beobachtet werden kann. Zwischen dem 15. und dem 21. März steht der zunehmende Mond zunächst in der Nähe der Venus, dann bei Mars, Saturn und Jupiter.

Am 20. März um 20.16 Uhr beginnt der Frühling auf der Nordhalbkugel. Der Beginn des Frühlings ist astronomisch als der Zeitpunkt definiert, zu dem Süd- und Nordhalbkugel der Erde in gleicher Weise von der Sonne bestrahlt werden. Nach diesem Datum ist die Nordhalbkugel der Sonne für ein halbes Jahr stärker zugewandt, so dass sie während dieser Zeit täglich länger als zwölf Stunden über dem Horizont steht. Auf der Südhalbkugel sind die Verhältnisse gerade umgekehrt: Dort beginnt am 20. März der Herbst – dort beginnt die dunkle Jahreszeit.

Auch am Sternenhimmel macht sich der jahreszeitliche Wechsel bemerkbar: Mitte März haben sich gegen 20 Uhr die typischen Wintersternbilder Fuhrmann, Zwillinge, Stier, Orion und der Große und Kleine Hund bereits in die westliche Himmelshälfte zurückgezogen und werden zum Teil noch vor Mitternacht unter den Horizont sinken. In der östlichen Hemisphäre hingegen ziehen die Frühlingssternbilder auf. Das markante Sternbild des Löwen steht bereits hoch im Südosten und auch der Bärenhüter ist bereits vollständig über den Nordosthorizont geklettert. Das Sternbild der Jungfrau mit der hellen Spica geht gerade auf. Alle drei Sternbilder kann man mit Hilfe des Sternbildes Großer Wagen leicht finden, dessen Sterne hoch im Nordosten leuchten. Verlängert man die Verbindungslinie seiner vorderen beiden Kastensterne nach Süden, trifft man auf Regulus, den hellsten Stern im Löwen. Der Bogen der Deichsel hingegen weist auf Arctur, den hellen, rötlichen Stern im Bärenhüter. Folgt man diesem Bogen weiter, gelangt man zu Spica, dem weißen Hauptstern der Jungfrau (lat. Virgo), der aber erst später am Abend über den südöstlichen Horizont steigt. Zwischen dem Löwen und dem Bärenhüter erscheint der Himmel arm an Sternen. Mit dem bloßen Auge nicht zu entdecken sind jedoch die Tausenden von lichtschwachen Galaxien, die dieses Himmelsgebiet bevölkern. Die meisten von ihnen werden erst in einem leistungsfähigen Fernrohr sichtbar, die hellsten von ihnen sind jedoch auch mit kleinen Teleskopen zu entdecken. Diese Galaxien – aus hunderten Milliarden Sternen bestehende Weltinseln – ballen sich zusammen zum sogenannten Virgo-Haufen, einer der unzähligen Ansammlungen von Milchstraßensystemen im Universum. Auch unsere eigene Galaxis und ihr nächster großer Nachbar, die Andromeda-Galaxie, gehören zu den Ausläufern des Virgo-Haufens.

Peter Friedrich