Der Sternenhimmel im Mai 2001

Der abendliche Sternenhimmel im Mai zeigt die charakteristischen Frühlingssternbilder, insbesondere den Löwen hoch im Südwesten und den Bärenhüter im Südosten. Im Zenit steht das wohl bekannteste Sternbild, der Große Wagen. Allerdings muss man etwas Geduld aufbringen, bis es so dunkel geworden ist, dass die Sternbilder zu erkennen sind: Anfang des Monats endet die Abenddämmerung erst um 22 Uhr und Ende des Monats eine Stunde später.

Blickt man zum mittleren Stern in der Deichsel des Großen Wagens, der den Namen Mizar trägt, sieht man, sofern man gute Augen besitzt, daneben ein zweites, viel schwächeres Sternchen. Alkor, auch Reiterlein genannt, gilt als Augenprüfer. Mizar und Alkor bilden ein Doppelsternsystem, d.h. sie umkreisen einander nach den selben Gesetzen wie Erde und Mond. Betrachtet man das Sternenpaar in einem kleinen Fernrohr erkennt man, dass Mizar selbst wiederum ein Doppelstern ist, der von Alkor umkreist wird. Die berechneten Umlaufszeiten sind jedoch so lang, daß die Bewegung für uns nicht sichtbar wird. Weitere schöne Doppelsterne, die schon mit kleinen Fernrohren zu beobachten sind, befinden sich im Kopf des Löwen (g Leo) und in der Jungfrau (g Vir). Sowohl den Löwen als auch die Jungfrau kann man mit Hilfe des Großen Wagen ganz leicht finden. Zum Kopf des Löwen gelangt man, indem man die Verbindungslinie der beiden vorderen Kastensterne Richtung Süden verlängert. Die Jungfrau erreicht man, indem man den Bogen der Deichsel über den orange-roten Arctur im Bärenhüter hinaus bis zur weißlichen Spica, dem hellsten Stern in der Jungfrau, verlängert.


Der frühabendliche Sternenhimmel im Mai.

Östlich des Bärenhüters, von Arctur in Richtung der gerade aufgehenden Wega in der Leier, befindet sich das Sternbild des Hercules. Bereits mit bloßem Auge kann man dort in sehr klaren Nächten ein kleines verwaschenes Fleckchen erkennen. In einem größeren Fernrohr entpuppt es sich als Sternhaufen, der wegen seines kompakten, kugelförmigen Aussehens von den Astronomen Kugelsternhaufen genannt wird. Bereits der französische Astronom Messier beobachtete ihn im 18. Jahrhundert und nahm ihn unter der Nummer 13 in den nach ihm benannten Katalog auf. Weitere Kugelsternhaufen aus Messiers Katalog kann man mit einem Feldstecher oder kleinen Fernrohr im Sternbild Schlangenträger, das abends gerade aufgeht, aufstöbern. Tausende von Sternen stehen in solchen Kugelsternhaufen auf engstem Raum zusammen. Würde sich unsere Sonne im Zentrum eines solchen Haufens befinden, würden die Nachbarsterne so dicht und hell am Himmel stehen, daß man nachts Zeitung lesen könnte. Einige hundert solcher Kugelsternhaufen gehören zu unserer Milchstraße, die sie wie einen Schwarm Mücken umgeben und durchfliegen. Ihr Alter beträgt an die zehn Milliarden Jahre, sie stellen damit Relikte aus der Entstehungszeit der Galaxis dar. Ganz anders dagegen verhält es sich mit den sogenannten offenen Sternhaufen: Diese lockeren Ansammlungen von einigen zehn bis einigen hundert Sternen sind zum Teil immer noch Stätten der Sternentstehung und damit sehr jung. Ein solches Objekt mit der Bezeichnung Mel 111findet man im Sternbild Haar der Berenike im Gebiet zwischen Löwe, Bärenhüter und Großem Wagen. Auch die Praesepe im Krebs gehört zu den offenen Sternhaufen.

Anfang bis Mitte Mai kann tief im Westen kurz nach Sonnenuntergang noch der Planet Jupiter ausfindig gemacht werden. Danach bleibt er bis Ende Juli, wenn er wieder am Morgenhimmel auftaucht, unsichtbar. Mit dem Verschwinden von Jupiter am Abendhimmel beginnt die beste Abendsichtbarkeit des Planeten Merkur in diesem Jahr. Unter guten Sichtverhältnissen kann er ab dem 6. Mai abends etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang knapp über dem Nordwesthorizont aufgespürt werden. Die beste Zeit für eine Beobachtung des sonnennächsten Planeten ist jedoch zwischen dem 12. und 25. Mai gegeben. Zwischen dem 14. und 18. Mai zieht Merkur so nahe an Jupiter vorbei, dass beide Planeten in das Gesichtsfeld eines Feldstechers passen. Gegen Mitternacht, wenn Merkur und Jupiter bereits untergegangen sind, steigt Mars im Südosten über den Horizont. Er befindet sich zur Zeit im Skorpion, nicht weit weg vom hellsten Stern dieses Sternbildes, der wegen seiner rötlichen Farbe den Namen Antares erhalten hat, was so viel wie Gegen-Mars bedeutet. Nur für Frühaufsteher leuchtet Venus am Morgenhimmel, wenn sie etwa anderthalb Stunden vor der Sonne am Osthorizont erscheint.

Susanne Friedrich