Der Sternenhimmel im Oktober 2002

Himmelsbeobachter werden sich über die immer früher einsetzende Dunkelheit und die langen Nächte freuen. Anfang des Monats geht die Sonne gegen 19 Uhr unter, Ende Oktober sogar schon gegen 18 Uhr. Etwa eine Stunde später ist der Himmel so dunkel, dass bei klarem Wetter einer Beobachtung des Sternenhimmels nichts im Wege steht. Am 27. Oktober, wenn die Sommerzeit endet, gewinnt man eine weitere Stunde: Dann setzt die Dämmerung bereits um 17 Uhr ein. Um die Monatsmitte hellt der zunehmende Mond den Abendhimmel allerdings für einige Stunden auf.

Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit werden nach Sonnenuntergang als erstes die hellen Hauptsterne der Sommersternbilder Leier, Schwan und Adler sichtbar: Wega, Deneb und Atair bilden das Sommerdreieck, welches zunächst die Westhälfte des Abendhimmels beherrscht. Bei klarem Himmel ohne störendes Streulicht einer großen Stadt erkennt man auch das blasse Band der Milchstraße, das sich quer durch das Sommerdreieck erstreckt. Das hoch im Südosten stehende große Sternenviereck des Pegasus, das auch Herbstquadrat genannt wird, zeigt jedoch, dass der Sommer auch am Sternenhimmel zu Ende geht. Östlich des Pegasus schließt sich Andromeda, ein weiteres Herbststernbild, an. Dort befindet sich die einzige von der Nordhalbkugel aus mit freiem Auge sichtbare Galaxie, eine Weltinsel aus mehreren hundert Milliarden Sternen, die im Zentralbereich besonders dicht stehen und weiter außen spiralförmige Strukturen bilden, weshalb man auch von einer Spiral-Galaxie spricht. Unter sehr dunklem Himmel sieht man die Andromeda-Galaxie, die in Sternkarten die Katalog-Bezeichnung M31 trägt, als längliches, ovales Nebelfleckchen. Aber selbst mitten in der Stadt kann der hellere Kernbereich in einem kleinen Feldstecher beobachtet werden. Unsere heimatliche Weltinsel - die Milchstraße - ähnelt der Andromeda-Galaxie in Größe und Struktur und würde am nächtlichen Himmel eines hypothetischen Planeten inder Andromeda-Galaxie eine vergleichbare Erscheinung bieten.

Die Sternenkette der Andromeda weist im Osten auf den Perseus, eine leicht gekrümmte Sternenkette, die sich von Nord nach Süd ausdehnt. An ihrem südlichsten Punkt befindet sich der Sternhaufen der Plejaden, der allerdings bereits zu dem Wintersternbild Stier gehört. Die Plejaden und die Hyaden, ein weiterer offener Sternhaufen im Stier, stehen ab etwa 22 Uhr im Osten über dem Horizontdunst. Am Abend des 24. Oktober befindet sich der nicht mehr ganz volle Mond zwischen den beiden Sternhaufen.

Die hellen Planeten machen sich im Oktober rar: Venus, die die letzten Monate als "Abendstern" im Westen die Blicke auf sich zog, steht nun der Sonne so nahe, dass sie von deren Glanz überstrahlt wird und nicht mehr zu sehen ist. Einzig Saturn wird noch vor Mitternacht im Osten sichtbar. Er wird eingerahmt von den hellen Sternen der Sternbilder Stier, Fuhrmann und Zwillinge, sowie den Plejaden und Hyaden. In einem kleinen Feldstecher kann man Titan, den größten und hellsten Mond des Saturn beobachten, während man für die Ringe des Saturn besser ein kleines Fernrohr verwendet. Strukturen in der Atmosphäre von Saturn sind jedoch selbst mit großen Fernrohren schwer zu entdecken, da eine globale Dunstschicht den Planeten einhüllt. Gegen 2 Uhr steigt Jupiter, der größte Planet im Sonnensystem über dem Osthorizont auf.

In der Zeit vom 11. bis 20. Oktober kann man am Morgenhimmel bei sehr klarer Sicht knapp über dem Osthorizont den Planeten Merkur entdecken. Die besten Beobachtungs-Chancen ergeben sich in der Dämmerung zwischen 6.30 Uhr und 7 Uhr, wenn der sonnennahe Planet etwa eine Handbreit über dem Horizont steht. Nur knapp darüber befindet sich auch der Planet Mars, der deutlich schwächer als Merkur ist, aber durch seine rötliche Färbung auffällt. Jupiter strahlt zu dieser Stunde schon hoch im Südosten und Saturn noch höher im Süden - tief unter sich die Winter-Sternbilder Orion und Großer Hund mit dem hellen Sirius.

Peter Friedrich