Herschels erster Blick ins All

Das Weltraumobservatarium schickt erste Aufnahmen zur Erde. Sie sind von hervorragender Qualität

19. Juni 2009

Nur einen Monat nach seinem Start befindet sich das Weltraumobservatorium Herschel eigentlich noch in einer Test- und Optimierungsphase, bevor es in einigen Monaten in Betrieb gehen kann. Dennoch hat die Europäische Raumfahrtagentur ESA die früheste Gelegenheit genutzt, erste Bilder aufzunehmen. Diese geben einen ersten Vorgeschmack auf die Qualität zukünftiger Beobachtungen. Nachdem am 14. Juni der Kryostatdeckel des Satelliten erfolgreich geöffnet wurde, wurde für die Messinstrumente zum ersten Mal der Blick ins Universum frei. Das Instrument PACS (Photodetector Array Camera and Spectrometer) konnte dabei Bilder produzieren, die alle Erwartungen übertrafen und bereits in diesem frühen Stadium der Mission die Überlegenheit dieses größten Weltraumteleskops demonstrieren.

Fern-infrarotes Farbbild der "Whirlpool-Galaxie" M51. Rot, Grün und Blau entsprechen den drei Farbbändern von Herschel/PACS bei 160, 100 und 70 Mikrometern. Licht dieser Wellenlängen zeigt Staubwolken zwischen den Sternen. Solche Staubwolken enthalten das Rohmaterial für die Entstehung neuer Sterne. Blaue Farben heben die Gebiete warmen Staubes hervor, der von nahe gelegenen heißen Sternen aufgeheizt wird. Der kühlere Staub in anderen Regionen von M51 zeigt sich in Rot.

Die Bilder zeigen die berühmte "Whirlpool-Galaxie" M51, die 1773 von dem französischen Astronomen Charles Messier entdeckt wurde. Dieses klassische Beispiel einer Spiralgalaxie liegt im Sternbild Jagdhunde und ist mit etwa 37 Millionen Lichtjahren Entfernung relativ nahe unserer eigenen Milchstraße.

Die Aufnahmen wurden mit dem 3-Band-Photometer von PACS aufgenommen, bei Wellenlängen von 160, 100 und 70 Mikrometern. Diese infraroten Wellenlängen sind etwa 200-mal größer als diejenigen des für unsere Augen sichtbaren Lichts. Der neue, große Teleskopspiegel von Herschel ermöglicht es zum ersten Mal, scharfe Bilder in diesem speziellen Licht zu erzeugen. Licht dieser Wellenlängen ist ideal zur Untersuchung sowohl von Sternentstehungsgebieten als auch von Galaxienkernen, in denen sich, wie bei M51, oftmals super-massereiche Schwarze Löcher hinter dichten Staubgebieten verbergen.

Das linke Bild wurde mit dem Spitzer-Weltraumobservatorium aufgenommen, das rechte mit dem vor kurzem gestarteten Herschel Weltraumobservatorium. Die Vorteile des um ein Vielfaches größeren Herschel-Teleskops werden in der wesentlich höheren Auflösung des Bildes deutlich: Herschel macht Details und Strukturen sichtbar, die in der Aufnahme mit Spitzer nicht zu erkennen sind. Beide Bilder sind bei einer Wellenlänge von 160 Mikrometern aufgenommen.

Hintergrund:

PACS wurde entworfen und entwickelt von einem europäischen Konsortium aus Instituten und Universitätsabteilungen unter der Leitung von Albrecht Poglitsch, dem Principal Investigator am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik (MPE) in Garching, Deutschland. Zum Konsortium gehören: Uni Wien (Österreich); IMEC, KUL, CSL (Belgien); CEA, OAMP (Frankreich); MPE und MPIA (Deutschland); IFSI, OAP/AOT, OAA/CAISMI, LENS, SISSA (Italien); IAC (Spanien); Konkoly (Ungarn); NHSC (USA)

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