Erfindung zur Behandlung von chronischen Wunden erhält Forschungspreis
Die Behandlung von chronischen Wunden und Hauterkrankungen spielt in der Medizin eine wichtige Rolle. Insbesondere die Zunahme medikamentenresistenter Bakterien und Krankenhausinfektionen stellt hier eine zunehmende Herausforderung dar. Um diesem Problem zu begegnen, entwickelte ein Team um Prof. Gregor E. Morfill, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, verschiedene Plasma-Geräte und -Prototypen, mit denen es möglich ist, Bakterien, Pilze und sogar Viren abzutöten. Diese Geräte erzeugen ein so genanntes kaltes atmosphärisches Plasma, ein hochverdünntes Molekülgemisch aus geladenen Atomen und Molekülen ("Ionen"), freien Radikalen und ultraviolettem Licht. Hält man das Plasma-Gerät über eine offene Wunde am Körper, so strömt das Plasma wie ein Lufthauch über die Wunde und tötet die Bakterien im Wundbereich berührungsfrei und schmerzlos. Selbst medikamentenresistente Bakterien oder Krankenhausinfektionen von Patienten können so behandelt werden.
In einer klinischen Studie konnte die Wirksamkeit dieser neuen Behandlungsmethode bereits unter Beweis gestellt werden. So wurden in der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin am Klinikum Schwabing, Städtisches Klinikum München GmbH unter der Leitung von Dr. Georg Isbary und Prof. Wilhelm Stolz 291 Behandlungen an 36 Patienten durchgeführt, die unter chronisch infizierten Wunden leiden. Diese Patienten wurden zusätzlich zu ihrer Standardbehandlung, die unter anderem aus Antibiotika bestand, einer 5-minütigen Plasma-Therapie unterzogen. Die Ergebnisse der Studie, die bereits im renommierten British Journal of Dermatology veröffentlicht wurden, zeigen, dass diese Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe, die sich nur der Standardbehandlung unterzog, 34% weniger Keime aufweisen - unabhängig von Keimart und Resistenzmuster. Nebenwirkungen wie Schmerzen traten dabei nicht auf. Diese ersten sehr positiven Ergebnisse zeigen, dass damit ein ganz neuer Weg in der Behandlung oberflächlicher, chronisch infizierter Wunden beschritten werden kann.
Ein weiteres viel versprechendes Anwendungsfeld für die neuen Plasma-Geräte, die auch als kleine Hand-Prototypen verfügbar sind, ist die Desinfektion temperaturempfindlicher Oberflächen, wie z.B. menschliche Haut. So können Ärzte und Krankenhauspersonal ihre Hände in wenigen Sekunden desinfizieren ohne Tinkturen, Salben und Sprays zu benutzen, welche auf Dauer zu Hautproblemen führen können. Selbst im Hausgebrauch sind die handlichen Spender für die Desinfektion von Schnittwunden und als Parodontose-Prophylaxe einsetzbar.
Die "Fondation URGO", die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Diagnose und Therapie von chronischen Wunden zu verbessern, vergab nun in Bremen im Rahmen eines Festaktes den URGO Forschungspreis. Damit werden innovative Projekte ausgezeichnet, denen ein fächerübergreifendes medizinisch-pflegerisches Konzept zugrunde liegt und bei denen der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis im Mittelpunkt steht. Max-Planck-Innovation, die Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft, hat dieses Projekt seit der Erfindungsmeldung begleitet und unterstützt nun die erfolgreiche Kommerzialisierung der Erfindung.