Scharfe Augen für das VLT - NACO beobachtet seit zehn Jahren

25. November 2011
Vor einem Jahrzehnt, am 25. November 2001, wurde das erste System mit adaptiver Optik am Very Large Telescope (VLT) der ESO installiert. Seitdem gehört die adaptive Optik zur Routine und erlaubt es den Astronomen am MPE und anderen Instituten mit scharfen Augen in den Himmel zu blicken und viele wichtige astronomische Entdeckungen zu machen.

Weil sich die Erdatmosphäre konstant in Bewegung befindet, sind astronomische Bilder unscharf, die mit bodengebundenen Teleskopen aufgenommen werden. Bei der Methode der adaptiven Optik wird diese Unschärfe korrigiert, indem die Verzerrungen aktiv gemessen und ausgeglichen werden. NACO war das erste Instrument mit adaptiver Optik, das 2001 am VLT installiert wurde, und kombiniert das Nasmyth Adaptive Optics System (NAOS) mit der Nahinfrarotkamera CONICA.

Die CONICA-Kamera (COudé Near Infrared CAmera) wurde 1991 ursprünglich als Speckle-Kamera entwickelt, bei der nur sehr kurze Aufnahmen gemacht werden, um bei der anschließenden Bildverarbeitung die Verzerrungen durch die Erdatmosphäre verringern zu können. Der Durchbruch kam dann aber als das Modul NAOS mit adaptiver Optik installiert wurde, das die Korrekturen gleich während der Beobachtung direkt durchführen konnte. Als weltweit einziges Instrument enthält NAOS einen Sensor für Wellenfronten im Nahinfrarotbereich, so dass die adaptive Optik auch für Objekte angewandt werden kann, die sich sonst hinter interstellarem Staub verbergen. CONICA bietet dabei die Möglichkeit zur direkten Abbildung, Koronographie, Spalt-Spektroskopie und abbildender Spektroskopie sowie zur Polarimetrie bei Wellenlängen von 1 bis 5 Mikrometern. Das Instrument wurde für ESO in Zusammenarbeit der Max-Planck-Institute für Astronomie und für extraterrestrische Physik gebaut, wobei das MPIA für die Optik und die Kryo-Mechanik verantwortlich war und das MPE für das Detektor-Array und die dazu erforderliche Elektronik.

Die ersten Beobachtungsobjekte für das neue NACO-System mit adaptiver Optik waren unter anderem die Planeten und deren Monde in unserem Sonnensystem; es beobachtete aber auch Planeten um andere Sterne. Andere Beobachtungen mit NACO lieferten extrem scharfe Bilder des Zentrums unserer Galaxie und zeigten die Bahnkurve eines Sterns, der um eine unsichtbare, kompakte Masse kreist, die 4 Millionen mal schwerer ist als unsere Sonne. Diese beeindruckenden Beobachtungen eines Teams von MPE-Wissenschaftlern unter der Leitung von Reinhard Genzel bewiesen, dass sich im Zentrum der Milchstrasse tatsächlich ein supermassereiches schwarzes Loch befindet. Heute vermuten die Astronomen in den Zentren fast aller Galaxien ein derartiges schwarzes Loch.

 
ESO-Meldung zum 10jährigen Jubiläum von NACO (in englischer Sprache)

MPIA Pressemeldung (2011-11-25)

CONICA-Webseiten am MPE

ESO Pressemeldung zur ersten Beobachtung mit NACO (2001-12-03; in englischer Sprache)

ESO Pressemeldung zu Bildern von Saturn und Io mit NACO (2002-01-31; in englischer Sprache)

ESO Pressemeldung zu Beobachtungen von Sternorbits im galaktischen Zentrum (2002-10-16; in englischer Sprache)

ESO Pressemeldung zum Nachweis eines schwarzen Lochs im Herzen der Milchstrasse (2008-12-10; in englischer Sprache)


letzte Änderung 2011-12-02 durch H. Steinle

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