ESA wählt EUCLID-Weltraummission für
"Cosmic Vision"-Programm aus
Den Grund für die beschleunigte Ausdehnung des Universums zu finden, ist eine der faszinierendsten Herausforderungen für die Kosmologie und die Physik des 21sten Jahrhunderts. Astronomen und Physiker sind überzeugt, dass das Verständnis der Ursache dieser geheimnisvollen Kraft zu einer Revolution bei Konzepten der Quantenphysik, der Gravitation und der Physik des frühen Universums führen wird.
EUCLID ist als Weltraummission der ESA darauf ausgelegt, die Ursache für die beschleunigte Ausdehnung des Universums zu finden – von Physikern und Astronomen wird diese Größe als „Dunkle Energie” bezeichnet. Aktuelle Beobachtungen zeigen, dass die dunkle Energie mehr als 70% der Materie- und Energiedichte unseres heutigen Universums ausmacht und dadurch seine Entwicklung antreibt.
EUCLID wird mehrere hundert Millionen Galaxien über einen weiten Himmelsbereich beobachten, um so die sichtbaren Spuren der dunklen Energie, der dunklen Materie und der Schwerkraft aufzuspüren. Durch die Vermessung der scheinbaren Form und Verteilung von Galaxien im Universum können die Astronomen die Eigenschaften der dunklen Energie einschränken und ausloten, ob die allgemeine Relativitätstheorie auch auf Skalen von Milliarden Lichtjahren die Gravitation richtig beschreibt. Dazu wird der Satellit mit einer optischen Bildkamera (VIS) und einer kombinierten Spektrograph-Bildkamera für den Nahinfrarotbereich (NISP) ausgestattet sein, die von einem europäischen Konsortium aus mehr als 110 Laboratorien und 800 Wissenschaftlern in ganz Europa entwickelt werden.
Das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) und die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) spielen bei EUCLID eine entscheidende Rolle. Das MPE ist für das optische Gesamtdesign des Nahinfrarot-Instruments zuständig; außerdem wird das MPE alle Linsen sowie ihre Befestigungen bereitstellen und die entsprechenden Funktionalitätstests durchführen. Darüber hinaus ist das MPE an der Verarbeitung der Missionsdaten beteiligt. Die LMU ist federführend an der Vorbereitung der ergänzenden bodengebundenen Daten beteiligt sowie ihrer Zusammenführung mit den optischen und Infrarot-Daten von EUCLID. Beide Institute sind außerdem in mehreren wissenschaftlichen Arbeitsgruppen, dem EUCLID Konsortiumrat und dem ESA Wissenschaftsteam vertreten.
Prof. Ralf Bender, MPE und LMU und Mitglied des EUCLID Konsortiumrates, erklärt: „EUCLID wird nicht nur sehr enge, neue Grenzen an die Dunkle Energie legen und uns damit wahrscheinlich einen großen Schritt bei der Lösung dieses physikalischen Rätsels voranbringen. Die Mission wird auch zu vielen neuen Einblicken in die Entwicklung von Galaxien und Galaxienhaufen führen, einem sehr interessanten Forschungsgebiet für unsere Wissenschaftler.”
Neben der ESA besteht das EUCLID-Konsortium aus folgenden Ländern: Dänemark, Deutschland, Finland, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Rumänien, Schweiz, Spanien, Vereinigtes Königreich, mit Beiträgen von Laboratorien in den USA. Deutsche Partner sind das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, die Universitätssternwarte München, das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
letzte Änderung 2011-11-17 durch H. Steinle