Oliver Pfuhl erhält MERAC-Preis

21. Juni 2016
Die European Astronomical Society (EAS) zeichnet den MPE-Wissenschaftler Oliver Pfuhl mit dem MERAC-Preis 2016 für die beste Doktorarbeit in der Kategorie "Neue Technologien" aus für seine Doktorarbeit über ein innovatives Design von zwei Subsystemen für das VLTI Instrument GRAVITY: die Faserkopplung und das Führungssystem. Das MERAC Preiskomitee hob die hohe Qualität der nominierten Kandidaten für die drei MERAC-Preise 2016 hervor. Die Preisverleihung wird im Rahmen der „European Week of Astronomy and Space Science (EWASS)” vom 4. bis 8. Juli 2016 in Athen, Griechenland, stattfinden.  

Oliver Pfuhl begann seine Promotion im Jahr 2008 im Rahmen des GRAVITY-Projektes und trug zum Gesamtdesign des neuen VLTI-Instruments bei. Das VLTI ist der einzige Teleskopverbund der 8-Meter-Klasse, bei dem Interferometrie explizit bereits in der Konzeption und Umsetzung einbezogen wurde: mit seinen vier 8m-Teleskopen und einer Gesamtsammelfläche von 200m2, ermöglicht es direkte astronomische Bilder mit hoher Empfindlichkeit und hoher Bildqualität aufzunehmen. GRAVITY wird diese einzigartige Fähigkeit nun zum ersten Mal nutzen und gleichzeitig zwei Objekte interferometrisch beobachten. Dies ermöglicht sehr präzise Astrometrie mit einer Genauigkeit von rund zehn Mikrobogensekunden. Ein weiteres neues und einzigartiges Element von GRAVITY ist die Verwendung von Infrarot-Wellenfrontsensoren, um Objekte hinter stark absorbierenden Gaswolken zu beobachten.

Die entscheidenden Komponenten um stellare Interferometrie auf der Basis von Wellenfrontsensoren zu ermöglichen, nämlich die Faserkopplung und das Führungssystem, wurden von Oliver Pfuhl entwickelt. Die von ihm entworfene Faserkopplung ist einzigartig in Bezug auf ihre Kompaktheit, Eleganz und den innovativen Einsatz moderner Technik. Das Gerät bietet alle Funktionen, die für eine präzise Steuerung des optischen Weges nötig sind, einschließlich Bildfeldstabilisation, Pupillensteuerung, optische Wegverzögerung, Rück-Rotation des Feldes und Polarisationssteuerung. Er entwickelte außerdem ein innovatives Design für das Führungssystem, das aktiv die Neigungs- und Pupillenfehler aus den zahlreichen Reflexionen entlang des optischen Pfades zwischen den Teleskopen und dem Instrument – insgesamt 100 Meter – korrigiert.

Im astrophysikalischen Teil seiner Arbeit führte Oliver Pfuhl eine spektroskopische Untersuchung von mehr als 500 Sternen im Kernsternhaufen am Galaktischen Zentrum durch. Diese zeigte, dass ein Großteil der Sterne in diesem Haufen vor mehr als 5 Milliarden Jahren gebildet wurde. Die Doktorarbeit von Oliver Pfuhl wurde am MPE von Prof. Reinhard Genzel und Dr. Frank Eisenhauer betreut. Nach seiner Promotion im Juli 2012 nahm Oliver Pfuhl eine Postdoc-Stelle am MPE an. Er ist derzeit ein Jahr zur ESO in Chile abgeordnet um sicherzustellen, dass GRAVITY erfolgreich am VLTI installiert wird.

 

Die Fondation MERAC („Mobilising European Research in Astrophysics and Cosmology“) ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in der Schweiz, die 2012 damit begann junge europäische Astronomen anzuerkennen und zu unterstützen. Jährlich werden von der European Astronomical Society drei MERAC-Auszeichnungen vergeben. Jeder Preis in den drei folgenden Kategorien ist mit 20 000€ dotiert: theoretische Astrophysik, beobachtende Astrophysik und neue Technologien (Instrumentierung/Computer). Es werden abwechselnd Preise für "beste junge Forscher" oder "beste Dissertation" vergeben.

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