Doch keine Hinweise auf sterile Neutrinos in Galaxienhaufen
Mehrere Forschergruppen fanden Anzeichen für eine schwache, nicht identifizierte Emissionslinie in den Röntgenspektren der Andromeda-Galaxie sowie tiefen Beobachtungen von Galaxienhaufen. Diese Linie, bei einer Energie von 3.55keV, könnte durch den Zerfall von sogenannten sterilen Neutrinos erklärt werden, einem hypothetischen Teilchen, das als dunkle Materie-Kandidat vorgeschlagen wurde. Alle Hinweise bisher stammen von Beobachtungen mit dem XMM-Newton Satelliten, so dass eine Gruppe von Astronomen am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) sich entschlossen, Archivdaten des Chandra-Röntgenobservatoriums für Galaxienhaufen zu analysieren.
"Wir wollten herausfinden, ob nur eine bestimmte Art von Galaxienhaufen diese Linie zeigt, oder ob ein Zusammenhang mit Instrument-Effekten vorliegen könnte", erklärt Florian Hofmann, der Hauptautor der Studie. "Es war das erste Mal, dass diese Analyse mit tiefen Chandra-Beobachtungen von Galaxienhaufen durchgeführt wurde."
Die Analyse umfasste die leuchtkräftigsten 33 Galaxienhaufen, für die tiefe Beobachtungsdaten im Archiv verfügbar waren. Röntgenspektren wurden sowohl einzeln als auch für alle Haufen gemeinsam analysiert - und separat für die beiden Instrumente an Bord von Chandra. Bei jedem Spektrum wurde ein Modell an die Daten angepasst, um Beiträge von bereits bekannten Emissionslinien abziehen zu können und zusätzliche Emissionen zu finden.
"Keiner der einzelnen Haufen zeigt einen signifikanten Nachweis der möglichen Linie bei 3.55keV und wir finden auch in den kombinierten Haufenspektren keinen Hinweis auf eine solche Linie ", sagt Florian Hofmann. "Dies schließt nicht aus, dass sterile Neutrinos existieren, es setzt ihrem möglichen Beitrag zur Dunklen Materie aber enge Grenzen."
Eine aktuelle Studie mit dem HITOMI-Satelliten bestätigt diese Ergebnisse. Weitere Beobachtungen sind aber erforderlich um herauszufinden, ob diese Linie tatsächlich in großen Galaxien und Galaxienhaufen vorhanden ist und mehr über ihre Quelle zu erfahren. Alternative Erklärungen könnten eine Plasma-Emissionslinie des Gases im Galaxienhaufen oder ein Ladungsaustausch zwischen Plasmakomponenten bei unterschiedlichen Temperaturen sein.