Nachruf für Professor Maarten Schmidt
Vor wenigen Wochen starb Professor Maarten Schmidt, seit vielen Jahren externes wissenschaftliches Mitglied des MPE und an zahlreichen Projekten beteiligt. Die beiden ehemaligen MPE-Direktoren, Joachim Trümper und Günter Hasinger, die viele Jahre mit Schmidt zusammengearbeitet haben, erinnern sich.
Am 17. September 2022 starb Maarten Schmidt im Alter von 92 Jahren in Fresno, Kalifornien. Als Schüler von Jan Oort erhielt er 1956 von der Universität in Leiden seinen Doktor der Philosophie mit einer Arbeit über die Struktur der galaktischen Materieverteilung auf der Grundlage von optischen und Radio-Beobachtungen. Er war bereits für seine Gründlichkeit und Beharrlichkeit bekannt, als er 1963 seine berühmteste Entdeckung machte: Die Messung der Rotverschiebung des optischen Spektrums der Quasistellaren Radioquelle (Quasar) 3C273, die z = 0.158 beträgt und zeigt, dass das Objekt sich in kosmologischer Entfernung (~ 500 Mpc) befindet und eine extrem große Leuchtkraft aufweist. Sein weiteres Schaffen widmete er im Wesentlichen dem Studium der Quasare, bei denen es sich um Masse-akkretierende supermassive Schwarze Löcher handelt. Maarten Schmidt hat viele Ehrungen und Preise erhalten, darunter den Helen B. Warner Price 1964, die Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft 1968, die Gold Medal der Royal Astronomical Society 1980 , die James Craig Watson Medal 1991, die Bruce Medal 1992 und den Kavli-Price for Astrophysics 2008. Darüber hinaus war er Mitglied in zahlreichen Akademien.
Für das MPE war es ein Glücksfall, dass ich (J.T.) 1984 Maarten Schmidt zusammen mit Riccardo Giacconi, der 1962 den diffusen und isotropen Röntgenhintergrund entdeckt hatte, für eine Zusammenarbeit beim ROSAT-Projekt gewinnen konnte. Unser Ziel war, mit Hilfe von tiefen Durchmusterungen des Himmels die Zusammensetzung eben dieser Hintergrundstrahlung zu untersuchen. Für alle Beteiligten unvergesslich bleiben die vielen Besprechungen im MPE vor und nach dem Start von ROSAT (1990), die der Planung der Beobachtungen und der Diskussion der gewonnenen Daten dienten und oft abends im historischen Augustinerbräu in der Kaufinger Strasse bei Schweinshaxn, Knödel und Bier ausklangen.
Maarten war für die optischen Nachfolgebeobachtungen der Röntgenquellen zuständig, die zunächst am 5-Meter Hale Teleskop auf Mount Palomar und später mit den 10-Meter Keck-Teleskopen auf Hawaii durchgeführt wurden und zeigten, dass es sich bei den Quellen der Röntgenhintergrundstrahlung im Wesentlichen um weit entfernte Aktive Galaxien handelt. Bei diesen Beobachtungskampagnen hat er mich (G.H.) in die Geheimnisse der optischen Spektroskopie eingeführt.
Mit ROSAT hatten wir bereits etwa 80% der Röntgenhintergrundstrahlung in diskrete Objekte aufgelöst. Nach dem Ende der ROSAT Mission 1998 wurden die Messungen ab 1999 mit Chandra und XMM-Newton nahezu nahtlos bis 2005 fortgesetzt. Dabei konnten wir etwa 95% des Hintergrundes in Quellen auflösen.
Seit 1993 war Maarten Schmidt auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied des MPE. Diejenigen, die engeren Kontakt zu ihm hatten, haben seine Freundschaft, seinen Witz und seinen Humor genossen. Unvergessen sind die Einladungen in sein Haus in Pasadena, wo seine Frau Corrie sich um das Wohl der Gäste kümmerte, und Maarten - mit einem Feldstecher ausgerüstet - auf das Erscheinen der internationalen Raumstation am Himmel wartete und verschiedene Kometen beobachtete. Mit Corrie war er 65 Jahre verheiratet gewesen als sie 2020 starb.
Wir werden Maarten nicht vergessen. Unsere Anteilnahme gilt seinen Töchtern Anne, Elizabeth und Marijke und ihren Familien.
Joachim Trümper Günther Hasinger