ESO Day @ MPE

23. Februar 2023

Am 20. Februar 2023 feierten Vertreter aus Wissenschaft, Industrie und Politik am MPE den „ESO Day in Germany“ anlässlich des 60jährigen Bestehens der Europäischen Südsternwarte.

Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Die Organisation hat 16 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Hinzu kommen das Gastland Chile und Australien als strategischer Partner.

Zum 60jährigen Jubiläum der ESO finden in den Partnerländern jeweils spezielle Veranstaltungen statt; in Deutschland trafen sich am MPE Vertreter aus Wissenschaft, Industrie und Politik, um die besondere Rolle der ESO zu feiern und zu diskutieren. Nobelpreisträger Prof. Reinhard Genzel, ESO-Generaldirektor Prof. Xavier Barcons, Nachwuchswissenschaftlerin Dominika Wylezalek, sowie Thomas Westerhoff von der Schott AG gaben unterschiedliche Einblicke in 60 Jahre astronomische Spitzenforschung.

Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger übersandte Grüße, in denen sie insbesondere die Rolle der Astronomie in der Gesellschaft hervorhob: „Der Blick in die Sterne hat die Menschen schon immer fasziniert. Die Astronomie weckt Begeisterung für große wissenschaftliche Entdeckungen und prägt unser Weltverständnis und unsere Kultur. Die ESO ist hierbei von unschätzbarem Wert und stärkt als weltweit führende Organisation für Astronomie den Forschungsstandort Deutschland. Deshalb unterstützen wir sie jährlich mit rund 54 Millionen Euro. Ich gratuliere allen Beteiligten ganz herzlich zum 60-jährigen Jubiläum.“

Über die Bedeutung von Forschung, wissenschaftliche Bildung und Wissenschaftskommunikation für unsere Gesellschaft gab es dann auch eine lebhafte Podiumsdiskussion. Neben vielen Beispielen für den Wissenstransfer, und generell der Bedeutung für Grundlagenwissenschaft als Basis für Innovation, fanden die Diskutanten auch vielfältige Anknüpfungspunkte in Kunst und Kultur und würdigten die „Ausbildungsschmiede“ Astronomie für Fachkräfte in unterschiedlichsten Branchen. Daneben regten sie an, dass das Modell der internationalen Kooperation auch in vielen anderen Bereichen Einsatz finden könnte und dass die Bürgerbeteiligung (die als „Citizen Science“ ihre Wurzeln in der Astronomie hat) weiter ausgebaut werden könnte.  

Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Die ESO verfügt über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist außerdem einer der Hauptpartner bei zwei Projekten auf Chajnantor, APEX und ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die ESO zur Zeit das Extremely Large Telescope (ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird.

Als ESO-Gründungsmitglied, Gastgeber für das ESO-Hauptquartier in Garching und einer der größten Beitragszahler spielt Deutschlad eine besonders wichtige Rolle. Zudem wirken mehrere Institute in Deutschland an vielen wichtigen ESO-Projekten mit und liefern wichtige Komponenten und Instrumente, um die ESO-Teleskope bestmöglich zu nutzen. So entwickelte das MPE beispielsweise das Instrument GRAVITY, das die vier VLT-Teleskope interferometrisch kombiniert, und baut derzeit die First-Light Kamera für das im Bau befindliche ELT, MICADO. Deutsche Forscher sind an einer Mehrzahl der ESO-Beobachtungen beteiligt und trugen zu den 10 wichtigsten ESO-Entdeckungen bei, so insbesondere dem Physik-Nobelpreis 2020 für die Entdeckung des Schwarzen Lochs im galaktischen Zentrum.

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht