Verleihung der Caroline-Herschel-Medaille an Linda J. Tacconi

14. Februar 2024

Wie die Astronomischen Gesellschaft (AG) und die Royal Astronomical Society (RAS) heute bekannt gaben, erhält Linda Tacconi vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching (MPE) von beiden Institutionen gemeinsam die Caroline-Herschel-Medaille 2024. Die Medaille ehrt ihre weltweit anerkannten Beobachtungsstudien zur kosmischen Entwicklung von dichtem, sternbildendem molekularem Gas in Galaxien, sowie ihre einzigartige internationale Führungsrolle in der Astronomie und der europäischen astronomischen Gemeinschaft.

Linda Tacconi ist eine weltweit führende Astronomin im Bereich der Millimeterwellen und eine herausragende Wissenschaftlerin, die bahnbrechende Beiträge zum Verständnis der Galaxienentstehung geleistet hat. Nach ihrer Doktorarbeit an der University of Massachusetts, USA, etablierte sie ihre Karriere in Europa, zunächst in den Niederlanden und später in Deutschland, wo sie eine Schlüsselrolle in der IR/Submm-Gruppe des MPE innehat und stellvertretende Direktorin neben Reinhard Genzel ist.

Ihre Forschung konzentriert sich auf Millimeter- und Submillimeter-Interferometrie sowie hochauflösende Infrarot-Bildgebungsspektroskopie, um die Entwicklung von Galaxien und und den Schwarzen Löchern in deren Zentren zu entschlüsseln. Linda Tacconi hat bedeutende Beiträge zum Verständnis der kosmischen Galaxienentwicklung über eine breite Palette von räumlichen Skalen und kosmischen Epochen geleistet. Ihre Forschung hat die entscheidende Bedeutung des molekularen interstellaren Mediums und seiner komplexen Beziehungen zu den allgemeinen Eigenschaften von Galaxien hervorgehoben. Durch die Kombination von boden- und weltraumgestützten Beobachtungen im Millimeter- bis Infrarotbereich hat die innovative Forschung von Linda Tacconi enthüllt, dass sternbildende Galaxien in früheren kosmischen Epochen deutlich mehr molekulares Gas enthielten und eine beschleunigte Sternentstehungsrate aufwiesen im Vergleich zu ihren zeitgenössischen Gegenstücken. Darüber hinaus hat sie gezeigt, dass die Entwicklung von kaltem molekularem Gas und die galaxienweite Sternentstehung hauptsächlich durch die Rate der Gasakkretion gesteuert wird.

Über ihre Rolle am MPE hinaus hat Linda Tacconi bedeutende Beiträge zu verschiedenen internationalen Komitees geleistet und Führungspositionen in der deutschen, europäischen und internationalen astronomischen Gemeinschaft übernommen. Besonders hervorzuheben ist, dass sie sowohl das Programm-Komitee als auch den Wissenschaftlichen Beirat des IRAM, eines bedeutenden internationalen Forschungsinstituts für Millimeterastronomie, geleitet hat.

Als Präsidentin des Councils der Europäischen Südsternwarte von 2021 bis 2023, Vorsitzende des Boards des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array in den Jahren 2021 und 2022, Vorsitzende des European Space Agency Voyage 2050 Senior Committee von 2019 bis 2021 und als Vertreterin Deutschlands im ESO Council von 2016 bis 2020 lenkte Linda Tacconi gekonnt die europäische Astronomie durch die herausfordernden Umstände der Pandemie, sowie finanzielle und politische Herausforderungen. Ihr außergewöhnlicher Einsatz und ihre Führung legten nicht nur den Grundstein für bahnbrechende Entdeckungen – von nahen Exoplaneten bis hin zu fernen Galaxien und Schwarzen Löchern – sondern sicherten auch einen stabilen Kurs in Richtung einer vielversprechenden Zukunft für die Astronomie weltweit. Ihre strategische Vision bleibt entscheidend für die Fortschritte von Projekten wie dem Extremely Large Telescope und kommenden Generationen von Weltraummissionen.

Die im Jahr 2021 ins Leben gerufene Caroline Herschel-Medaille ehrt die herausragende Astronomin des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Geboren in Hannover, Deutschland, zog Caroline Herschel zusammen mit ihrem Bruder William, der 1820 als erster Präsident der Royal Astronomical Society diente, nach Großbritannien. Herschels bemerkenswerte Leistungen umfassen die Entdeckung von acht Kometen sowie die sorgfältige Überarbeitung und bedeutende Verbesserung von Katalogen von Sternen, Sternhaufen und Nebeln. Die Medaille symbolisiert die anhaltende wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich und feiert die tiefgreifenden Beiträge von Herschel sowie die Anerkennung herausragender Astronominnen. Die Medaille wird jedes Jahr abwechselnd zwischen den beiden Ländern verliehen und unterstreicht das gemeinsame Erbe und die kontinuierliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie.

Die Medaille wird Linda Tacconi am 21. März 2024 im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der britischen Botschaft in Berlin, Deutschland, überreicht. Im Jahr 2025 folgt eine Astronomin aus dem Vereinigten Königreich. Zu Nominierungen dafür wird im Laufe des Jahres aufgerufen.

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