Zweifach Ausgezeichnet
Teresa Valdivia-Mena erhält Otto-Hahn-Medaille und Otto-Hahn-Award der Max-Planck-Gesellschaft
Teresa Valdivia-Mena, ehemalige Doktorandin in der CAS-Gruppe, wurde kürzlich mit der Otto-Hahn-Medaille und dem Otto-Hahn-Award der Max-Planck-Gesellschaft für ihre Doktorarbeit über Streamers in protoplanetaren Scheiben ausgezeichnet. Die Preise wurden während der Jahrestagung der Max-Planck-Gesellschaft letzte Woche in Magdeburg verliehen. In diesem Interview spricht sie über ihre Dissertation, die Preisverleihung und ihre weitere Forschung.

Teresa, für deine herausragende Dissertation hast du sowohl die prestigeträchtige Otto-Hahn-Medaille als auch den Otto-Hahn-Award der Max-Planck-Gesellschaft erhalten. Woran hast du während deiner Doktorarbeit gearbeitet?
In meiner Dissertation habe ich mich mit Streamern beschäftigt, das sind lange und dünne Kanäle, die Material in protoplanetare Scheiben um Protosterne transportieren. Manchmal sind diese Streamer so lang (mehrere Tausend Astronomische Einheiten), dass sie die Scheibe mit der Umgebung jenseits ihres ursprünglichen Kerns, aus dem sie entstanden sind, verbinden. Ich habe Radiointerferometer eingesetzt, d. h. eine Reihe von zusammengeschalteten Teleskopen, die es uns ermöglichen, das kälteste Gas und den kältesten Staub in unserer Galaxie zu beobachten, um den molekularen Inhalt von Streamern zu ermitteln. Während meiner Zeit am MPE konnten wir so nachweisen, dass Streamer keine isolierten Phänomene sind, sondern tatsächlich bei etwa 40 bis 60 % der Protosterne zu finden sind, zumindest in benachbarten Sternentstehungsgebieten. Wir waren das erste Team, das eine solche Aussage treffen konnte.
Was reizt dich an deiner Forschung am meisten?
Was mich am meisten reizt, ist die Möglichkeit, unser Verständnis davon, wie Sterne und Planeten entstehen, zu revolutionieren. Unsere Forschungen über Streamer haben gezeigt, dass es sich um ein weit verbreitetes Phänomen handelt, aber jetzt gilt es herauszufinden, welche Veränderungen in protostellaren Systemen durch sie ausgelöst werden. Begünstigen sie die Entstehung von Planeten? Können sie die unterschiedlichen Eigenschaften der protoplanetaren Scheiben erklären? Was ist mit den verschiedenen chemischen Elementen, die sie in die Scheibe einbringen? Simulationen unserer internationalen Kooperationspartner deuten bereits darauf hin, dass diese Akkretionskanäle die Struktur der Scheiben verändern und Instabilitäten auslösen und so die Planetenbildung beschleunigen können. Unsere Forschung hat die Tür geöffnet, um die Vorstellung, wie unser Planet und unsere Sonne entstanden sind, grundlegend zu verändern.
Was bedeutet es für dich, die Otto-Hahn-Medaille und den Otto-Hahn-Preis zu erhalten?
Diese Auszeichnung zeigt mir, dass meine Arbeit einen Einfluss auf die Zukunft unseres Forschungsgebiets hat. Es ist eine Anerkennung für all die Stunden harter Arbeit, die langen Beobachtungsläufe am Teleskop und die anschließende Datenverarbeitung. Manchmal fragt man sich in dieser Zeit, ob die eigene Arbeit das eigene Gebiet tatsächlich verändern oder voranbringen kann. Diese Auszeichnung gibt mir die Gewissheit, dass ich auf dem richtigen Weg bin und dass meine Forschung eine Bedeutung hat. Ich fühle mich sehr geehrt, sowohl die Otro-Hahn-Medaille als auch den Otto-Hahn-Award zu erhalten und empfinde tiefe Dankbarkeit für die Unterstützung und den Zuspruch meiner Betreuerin Paola Caselli, meiner direkten Mentoren, Dr. Jaime Pineda und Dr. Dominique Segura-Cox, und all meiner Kolleginnen und Kollegen vom Zentrum für Astrochemische Studien am MPE.
Kannst du uns einen kleinen Einblick in die Preisverleihung während der Jahrestagung der Max-Planck-Gesellschaft geben?
Es war sehr inspirierend, all die Forschungsprojekte aus anderen Instituten kennenzulernen. Ich war erstaunt über die Vielfalt der Themen, die bei der Festveranstaltung behandelt wurden, von der Proteinfaltung über die Entwicklung von Linux bis hin zur Künstlichen Intelligenz. Es war auch rührend zu sehen, dass viele von uns Preisträgerinnen und Preisträgern mit ihren Familien gekommen sind und dass auch sie das ganze Spektakel genießen konnten. Da war sogar ein kleines Baby an der Seite seines Vaters!
Du hast das MPE letztes Jahr verlassen und bist zur ESO gegangen. Wie geht es dir dort? Folgst du immer noch dem gleichen Forschungsgebiet?
Die Arbeit bei der ESO war bisher eine wunderbare Erfahrung. Ich konnte mit Leuten in Kontakt treten, die direkt an jenen Teleskopen arbeiten, mit denen ich meine Forschung betreibe. Gleichzeitig habe ich dank meines Status als Fellow die Freiheit, meinen eigenen Forschungsideen nachzugehen. Bei der ESO gibt es eine tolle Forschungsgruppe für Stern- und Planetenbildung, die ich gerade kennen lerne und mit der ich gemeinsam spannende neue Projekte entwickle. Und da ich nach wie vor auf dem Garchinger Campus bin, kann ich das MPE jederzeit besuchen und mit meinen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt bleiben. Tatsächlich arbeiten wir immer noch zusammen und entwickeln gemeinsam neue Ideen.