Frank Eisenhauer erhält den Michelson Investigator Achievement Award 2020
Für die bahnbrechenden Ergebnisse von VLTI-GRAVITY wurde der Michelson Investigator Achievement Award 2020 im Rahmen der SPIE-Konferenz 2022 für Astronomical Telescopes and Instrumentation an Dr. Frank Eisenhauer, dem GRAVITY Konsortium und dem VLTI-Team der ESO verliehen. Die Auszeichnung wird gestiftet vom Lowell Observatory und dem Observatoire de la Cote d'Azur.
Mit GRAVITY haben Frank Eisenhauer und das GRAVITY-Konsortium ein bedeutendes, bahnbrechendes Instrument für die bodengebundene Infrarotastronomie entwickelt. GRAVITY kombiniert interferometrisch das Licht aller vier Teleskope des ESO VLT. Dies ermöglicht es den Astronomen, die vier Teleskope gleichzeitig als virtuelles 130-Meter-Teleskop zu nutzen. Das GRAVITY-Konsortium besteht aus den Teams des MPE, des LESIA am Pariser Observatorium, des IPAG an der Universität Grenoble, des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg, der Universität zu Köln, des Zentrums für Astrophysik und Gravitation in Portugal und der ESO.
Nach nur vier Jahren des wissenschaftlichen Betriebs hat GRAVITY bereits viele Durchbrüche erzielt: Durch die Kombination von GRAVITY-Astrometrie und SINFONI-Spektroskopie konnte das Team die gravitative Rotverschiebung und relativistische Präzession in der Umlaufbahn des Sterns S2 um das Schwarze Loch SgrA* im Galaktischen Zentrum messen. Die Astronomen nutzten GRAVITY auch, um Gaswirbel mit etwa 30% der Lichtgeschwindigkeit in der Nähe der innersten stabilen Umlaufbahn um SgrA* zu beobachten. Dabei sammelte GRAVITY scheinbar unwiderlegbare Beweise für die Existenz eines Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie. GRAVITY kann auch außerhalb unserer Heimatgalaxie nachschauen: Im Quasar 3C273, in einer Entfernung von ca. 1,4 Milliarden Lichtjahren, hat das Instrument direkt die Rotation der Broad Line Region gemessen, einer Gruppe von Wolken, die um das Schwarze Loch im Zentrum dieser Galaxie rotieren. Dies ermöglicht unter anderem die Messung der Masse dieses supermassiven schwarzen Lochs. Außerdem kann GRAVITY auf Exoplaneten in der Nähe von Sternen zoomen und beispielsweise die Details der Atmosphäre eines Exoplaneten im Sternbild Pegasus aufdecken.
GRAVITY wird derzeit mit einer neuen adaptiven Optik, Laserleitsternen und Weitwinkelfunktionen aufgerüstet. Dieses Projekt mit der Bezeichnung GRAVITY+ wird die optische Interferometrie bald auf die nächste Stufe heben und dann auch den extragalaktischen Himmel für höchstauflösende Beobachtungen erschließen und immer schärfere Bilder für die Beobachtung von Exoplaneten liefern.
Der Michelson-Interferometrie-Preis wird vom Lowell-Observatorium und dem Observatoire de la Cote d'Azur (OCA) verliehen und ehrt herausragende Leistungen der optischen Interferometrie als Anwendung in der astrophysikalischen Forschung. Ergänzend dazu gibt es den Fizeau-Preis, der sich auf innovative technische und theoretische Arbeiten zur optischen Interferometrie konzentriert.
Frank Eisenhauer studierte Physik an der Technischen Universität München (TUM) und promovierte 1998 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Derzeit ist er Senior Research Scientist am MPE und Lehrbeauftragter an der TUM. Von 1998-2004 leitete Eisenhauer die Entwicklung des weltweit ersten Integralfeldspektrometers mit adaptiver Optik an einem Teleskop der 8m-Klasse, SINFONI. Danach übernahm er die Leitung des GRAVITY-Instruments zur Kombination des Lichts der vier 8m-VLT-Teleskope, das seit 2016 am VLT betrieben wird. Das Instrument wird derzeit zu GRAVITY+ weiterentwickelt, um seine Fähigkeiten und Empfindlichkeit zu verbessern.