Frank Eisenhauer in die Pariser Akademie der Wissenschaften gewählt

11. Januar 2022

Große Ehre für Frank Eisenhauer: Die Hauptversammlung der Académie des sciences, der Pariser Akademie der Wissenschaften, hat Frank Eisenhauer, Wissenschaftler in der Infrarotgruppe am MPE, zum ausländischen Mitglied gewählt. Sofern es die Corona-Situation zu diesem Zeitpunkt zulässt, soll die offizielle Aufnahme am 14. Juni 2022 in einer feierlichen Zeremonie in Paris erfolgen. 

Der Astrophysiker Frank Eisenhauer wird künftig Mitglied der Pariser Académie des sciences de l’Institut de France sein. Dabei handelt es sich um eine der ältesten Akademien der Welt, die herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland vereint. Für Eisenhauer ist es eine weitere Ehrung, nachdem er erst im November vergangenen Jahres mit der Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet wurde. Im März 2021 erhielt Eisenhauer zudem die Tycho-Brahe-Medaille, mit dem die Europäische Astronomische Gesellschaft (EAS) die Entwicklung oder Nutzung europäischer Instrumente oder bedeutende Entdeckungen mit solchen Instrumenten würdigt. 

Die Académie des sciences de l'Institut de France wurde 1699 von Jean-Baptiste Colbert gegründet. Dieser wollte damit eine Einrichtung schaffen, die sich ausschließlich der Forschung widmet. Heute wird die Akademie in zwei Bereiche unterteilt: die Abteilung für Mathematik und Physik und die Abteilung für Chemie, Biologie und Medizin. Die Akademie nimmt sowohl französische als auch ausländische Mitglieder auf, die durch besondere Errungenschaften zum Fortschritt der Wissenschaft beigetragen haben. Als Kriterien werden hierbei die Originalität der Forschung, die internationale Präsenz sowie der fördernde Einfluss auf Nachwuchswissenschaftler gewertet.

Eisenhauer ist als Wissenschaftler am MPE in der Infrarot-Abteilung tätig, die von Direktor und Nobelpreisträger Reinhard Genzel geleitet wird und sich mit dem Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße und der Entwicklung von Galaxien beschäftigt. Dazu können die Forscherinnen und Forscher auf ein Arsenal aus Instrumenten an den weltgrößten Teleskopen und Weltraumobservatorien zurückgreifen. Zwei dieser bahnbrechenden Projekte werden von Frank Eisenhauer geleitet: SINFONI und GRAVITY. 

SINFONI revolutionierte die Spektroskopie von Sternen in der Nähe des Schwarzen Lochs im Galaktischen Zentrum und die kinematischen Studien von Galaxien auf dem Höhepunkt der Galaxienentstehung wenige Milliarden Jahre nach dem Urknall. Das Instrument besteht aus einem abbildenden Spektrometer gekoppelt mit einer adaptiven Optik. Mit der adaptiven Optik werden die durch die Erdatmosphäre verursachte Unschärfe korrigiert, und mit dem abbildenden Spektrometer werden in einer einzigen Belichtung gleichzeitig Bilder und Spektren für jeden Bildpunkt aufgenommen werden. Die Entwicklung von SINFONI machte diese sogenannte Integralfeldspektroskopie zur Technik der Wahl für die abbildende Spektroskopie für alle Großteleskope, darunter auch das ESO-ELT, ein Teleskop der 40m-Klasse, das derzeit gebaut wird.

Der nächste große technologische Durchbruch kam mit GRAVITY, mit dem das Licht aller vier VLT-Teleskope interferometrisch kombiniert wird. Dadurch können die Astronomen die vier Teleskope zusammen als ein virtuelles 130m-Teleskop nutzen – scharf genug, um ein Haus auf dem Mond zu erkennen, wenn es denn dort welche gäbe. Nach den ersten drei Jahren im wissenschaftlichen Betrieb hat GRAVITY bereits viele bahnbrechende Ergebnisse geliefert: Durch die Kombination von GRAVITY-Astrometrie und SINFONI-Spektroskopie konnte das Team die gravitative Rotverschiebung und die relativistische Präzession in der Umlaufbahn des Sterns S2 um das Schwarze Loch im Galaktischen Zentrum messen.

Weiter konnte GRAVITY Gaswirbel beobachten, die mit etwa 30% der Lichtgeschwindigkeit in der Nähe der innersten stabilen Umlaufbahn um SgrA* kreisen. Dies sind sehr deutliche Hinweise darauf, dass SgrA* tatsächlich ein massereiches Schwarzes Loch ist. GRAVITY blickt aber auch außerhalb unserer Heimatgalaxie: Im Quasar 3C273, in einer Entfernung von ca. 1,4 Milliarden Lichtjahren, hat das Instrument direkt die Rotation der „Broad-Line-Region“ gemessen, eine Gruppe von Wolken, die um das schwarze Loch im Zentrum dieser Galaxie rotieren. Außerdem nimmt  GRAVITY die Planeten von nahen Sternen ins Visier, z.B. gelang es GRAVITY, die Details der Atmosphäre eines Exoplaneten im Sternbild Pegasus aufzudecken. Das Instrument wird derzeit zu GRAVITY+ weiterentwickelt, mit dem die Funktionalität und Empfindlichkeit weiter ausgebaut wird. Auch dieses Projekt wird von Dr. Eisenhauer geleitet werden.

Frank Eisenhauer studierte Physik an der Technischen Universität München (TUM) und promovierte 1998 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Derzeit ist er leitender Wissenschaftler am MPE und Privatdozent an der TUM. 
 

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